Geschichte

Die Einrichtung einer „Landfahne“ gibt es in Salzburg seit 1244. In Salzburg wie in Tirol galt die bayrische Landfriedensordnung, die die Bewaffnung der Bauern zur Verteidigung bei Angriffskriegen vorsah.

Zuerst Teil des Landes Bayern, stand der Pinzgau von 1328 bis zum Jahr 1803 unter der Herrschaft der Salzburger Fürsterzbischöfe. (Wikipedia, Bezirk Zell am See)

 

Aus dem Jahr 1456 ist ein Verzeichnis erhalten, in dem jeder 10. Mann für die Aufstellung in der Landfahne registriert wurde. In dieser Liste sind für Mittersill 64 Stellungspflichtige eingetragen.

 

Die Organisation der Landfahne kurz beschrieben:

Der Erzbischof bietet den Untertanen die Heerfolge auf, macht sie entweder zu regulierenden Soldaten (für Reichskriege) oder befiehlt, sich zur Landfahne zu stellen, zu gewissen Zeiten zu exerzieren und sich mustern zu lassen. Man hieß diese Schützen den "Landfahn" und die Unterteilung (Kompanie) "Fähnlein".

 

Ab 1540 lösten Feuerschützen allmählich die Armbrust- oder Stachelschützen durch ihre moderne Bewaffnung ab. Um die von der Bevölkerung aus Eigenmitteln erworbenen Feuerwaffen kontrollieren und sie für die Landfahne nutzbar machen zu können, übernahm der Landesfürst eine Art Schutzherrenfunktion. Im Laufe der Zeit stiftete er für die Feuerschützen aller Pflegegerichte Preisgelder, sogenannte "Schützen-Vortln".

 

Weitere Details über die Aufstellung von Schützen zur Verteidigung unserer Heimat erfahren wir aus der sogenannten „Harlanderchronik“ von Martin Harlander:

Als die Zillertaler Bauern sich 1624 aufgrund der starken Steuerbelastung gegen die Verwalter des Erzbischofs erhoben, wurden Severin Senninger, Friedrich Khornpichler und Martin Harlander selbst ausgesandt, um die Zillertaler zu beruhigen. 400 geworbene Soldaten neben 800 bewaffneten Bauern und 50 Reitern standen einige Wochen in Mittersill bereit, die Tiroler mit Waffengewalt zur Räson zu zwingen. Diese gaben schließlich auf und mussten auf der Landschranne zu Mittersill am 11. Juni 1624 vor dem Obristen Giurletta und dem Grafen von Plaz Abbitte leisten.

Weiter beschreibt Harlander, wie 1626 insgesamt „300 mann fir ain fendl geschrieben worden und von Salzpurg ain Leidtinambt, ain feldtwäbl und zwen kaprallen geschickht, welche das volkh haben miessen abrichten auf das krigswesen“.

1633 musste das „Vendl von mittersill“ gar nach Mühldorf in Bayern um dort die Stadt von St. Nikolaus bis zum „Bachltag“ bewachen, ein Jahr später wurde auf den Tiroler Grenzen - „auf den pirgen alls Sinterspach, Archental und milbach“ – gegen die spanische Einquartierung in Tirol Wache gehalten.

 

Im Jahr 1640 bittet die „ganze Bürger- und Nachbarschaft der Herrschaft Mittersill“ den Erzbischof, ein „schützen vortl“ (Preis beim jährlichen Preisschießen) zu stiften, wodurch „grösserer Eyfer und begier zum schiessen erwörkht werde“.

 

In diesem Zusammenhang wird berichtet, dass aus dem Pflegegericht Mittersill aus „Bürger und Lanndtschaft“ (Bürger und Bauern) 30 Feuerschützen auf Befehl des Erzbischofs zu stellen waren (die im Verteidigungskriegsfall zur Landfahne eingezogen wurden). Um nun außerhalb der „Hochfurstlichen Kriegsrüstung“ den Ausbildungsstand dieser Mannschaften zu verbessern, sollte „zu Zeiten ein Zillschiessen mit Pürsch Röhren“ (Jagdgewehren) veranstaltet werden. Für dieses Preisschießen wurde der Erzbischof um einen Siegespreis gebeten.Die Hofkammer forderte in ihrer Sitzung am 15. Juli 1640 von der zuständigen Stelle im Pflegegericht Mittersill einen Bericht über diese Angelegenheit. Der Pfleger des Pflegegerichts Mittersill, Wolf Caspar von Überacker, verfasste daraufhin am 20. Juli 1640 einen derartigen Bericht (Salzburger Landesarchiv, Hofkammer Mittersill 1640 Littera D).

 


Schützen nahmen damals auch an Fronleichnamsprozessionen teil, was Kirchenrechnungen (es wurde für diese Anlässe stets ein Honorar ausgewiesen) belegen.


Seit 1680 wurden für die Schützen grüne Röcke angeordnet. Sie ersetzten die seit dem 16. Jahrhundert geltende einheitliche Kleidung (Uniform der Landfahne) von roten Röcken, schwarzen Bundhosen mit weißen Strümpfen, am Filzhut trug man herabhängende Bänder in den Landesfarben.


Die „Landfahne“ entstand im Mittelalter, aufgrund vieler militärischer Durchzüge, zum ständigen Schutz der Bevölkerung vor Plünderungen und Vandalismus. Nach 1744 wurde die Landfahne durch die Einführung eines „stehenden Heeres“ aufgelöst bzw. ihre Mitglieder den „Landsturm“ überstellt.


Aus den Jahren 1772-1779 liegen in den Hofkammerakten des Salzburger Landesarchives Feuerschützenrollen mit den Namen der damals aufgestellten Schützen der 4 Oberpinzgauer Kreuztrachten (Mittersill, Stuhlfelden, Uttendorf, Niedernsill) auf. Neben 2 Schützenmeistern und 3 Corporalen stellen die Bürgerschaft des Marktes 16 bis 18 Schützen, die Bauernschaft ist mit 28 bis 33 Mann eingetragen.


Franzosenkriege 1800-1809: Auf Grund des ersten „Schützenkongresses“ 27. Dezember 1800 in Zell am See werden sofort Pinzgauer Schützen- und Landsturmkompanien aufgestellt (Stadt Salzburg ist bereits von Franzosen besetzt). Der Ausmarsch der aufgestellten Kompanien erfolgte von Mittersill aus.


1805 ist der Chef der Pinzgauer Landesverteidigung durch Schützen und Landsturm der Pfleger von Lofer. Mittersill stellt 1 Kompanie Schützen, 1 Kompanie Landsturm und 3 Reservekompanien Landsturm, insgesamt 5 Kompanien mit ca. 550 Mann.


Mai 1809: Der „Felberkasten“ ist als Magazin und Waffendepot für den Oberpinzgau gerichtet. Das Aufgebot Mittersill´s für den Einsatz (Schützen und Landsturm) beträgt 360 Mann.


15. Juni 1809: Anton Wallners erster Tag als Kommandant der Salzburger Landesverteidigung. Einer seiner Adjutanten war Thadäus von Rottmayer (Hauptmann der Mittersiller Schützen). Er führte bei Wallners kurzer Abwesenheit auch das Oberkommando und stand ihm in der zweiten Verteidigungsperiode getreu zur Seite. Während der dritten Verteidigungsperiode (Sep.-Okt. 1809) band ihn jedoch ein Revers, den er anfangs August dem Feind ausstellen musste, sich an keiner Volksbewaffnung mehr zu beteiligen.


20. Juni 1809: Anton Wallner rückte mit der Mittersiller Kompanie nach Weißbach vor. Vorkommando übernahm Johann Panzl (Mühlbach/Matrei), genannt auch „der ärgste Feuerteufel und Eisenfresser“.


26. Juli 1809: Wallner zog mit seinen Schützenkompanien Saalfelden und Mittersill nach Taxenbach zur Halbstundenbrücke vor.


27. Juli 1809: 400 Mann hielten 7000-8000 Soldaten einige Stunden in Schach, mussten sich aber wegen vergeblichen Wartens auf angeforderte Verstärkung und Munitionsmangel zurückziehen. Am gleichen Tag wurde der Pass Luftenstein an Marshall Lefebvre übergeben, ebenso der Pass Hirschbühel. Nach der kampflosen Übergabe des Pass Strupp musste Wallner feststellen, dass alle Eingänge in den Pinzgau verloren waren. Er entließ seine Schützen und floh verkleidet in seine Heimat Matrei.


Mitte August: Rückzug von Marshall Lefebvre. Die Tiroler wollen mit allen Mitteln Napoleon vertreiben und rufen alle Österreicher dazu auf.


22.-23. August 1809: Im Einvernehmen mit den Tirolern erfolgt vor einem neuerlichen Losschlagen eine allgemeine Aussprache in Mittersill/Bräurup. Mittersill stellt zu den 8 Kompanien des Oberpinzgauer Aufgebots je 30 Mann, insgesamt 245 Schützen. Der Markt noch 308 Mann zum Landsturm und inneren Dienst, zusammen 553 Mann. Unter den unmittelbaren Oberbefehl des Oberleutnants von Rauchenbichler werden sofort 2 Schützen-und 1 Landsturmkompanie (360 Mann) zur Verteidigung des Pass Luftenstein eingesetzt. Das Aufgebot wird in eigenen „Schützenrollen“ namentlich geführt.



30. August 1809: Anton Wallner bekommt von Andreas Hofer neuerlich das Oberkommando über die Pinzgauer Schützen, Johann Panzl übernahm wieder das Vorpostenkommando.


4. September 1809: Mittersiller Schützen besetzen die Hohlwege (Saalachtal).


14. Oktober 1809: Frieden zu Schönbrunn. Salzburg kommt zu Bayern, Tirol wurde in drei Teile gespalten.Nach den blutigen Kämpfen (Sep.-Okt.) um die Loferer Pässe und in den Holwegen kommt es infolge des Friedensschlusses zur Kapitulation. Als „Geiseln“ aus Mittersill scheinen auf: Thomas Ortner, Bauer am Brantnergut; Michael Häusler, Bauer am Schwendberggut; Georg Scharler, Bauer am Riedgut; ein Johann Blaichner, Tischlermeister aus Mittersill ist als „Kriegsgefangener“ im Oktober 1809 auf der Festung Hohen Salzburg bzw. Militärspital verzeichnet.


19. Oktober 1809: Auf der „Capitulation“ der Hohlwege unterzeichnen für Mittersill: Matthias Lechner, Jakob Scharler und Paul Rohregger. Abgelieferte Waffen aus Mittersill: 166 Feuergewehre, 69 andere Waffen.


Nov.-Dez. 1809: Wallner wechselte in seine Heimat Windisch-Matrei wo er die Franzosen von Ainet wieder bis zur Stadt Lienz zurückschlug. „Das war Wallners letzter Kampf und Sieg, der letzte Kampf gegen Napoleons Macht im Pustertale, bevor die Leidensnacht über Wallner hereinbricht.“ Wallner wurde für vogelfrei erklärt, konnte aber nach Wien flüchten wo ihm Kaiser Franz mit Händedruck versprach, für ihn und die Seinigen zu sorgen. Im Frühjahr 1810 ereilt ihn jedoch das falsche Gerücht über den Tod seiner Familie; ein schweres Nervenfieber überfällt ihn. Anton Wallner stirbt am 15. Februar 1810, fünf Tage vor Erschießung Andreas Hofers in Mantua, im Alter von 52 Jahren.


Während der Zugehörigkeit Salzburg zu Bayern wurden die Feuerschützen am 11. November 1811aufgelöst und dafür in allen "Städten, Märkten und Flecken" eine Nationalgarde III. Klasse eingerichtet.


Nach der Inbesitznahme Salzburgs durch Österreich wurde am 10. September 1818 die bayrische Nationalgarde in den Dörfern und Märkten aufgehoben, in den Städten aber die "Paradierung" der National-Garden-Bürger-Corps weiter gestattet.


1824 setzten intensive Bemühungen ein, das Feuerschützenwesen wieder zu beleben. Da das Abfeuern von Salutschüssen bei Fronleichnamsprozessionen üblich blieb und durch Verordnungen geregelt wurde, überlebte das Schützenwesen den österreichischen Polizeistaat des Biedermeiers.


Im Revolutionsjahr 1848 wurde die Bildung einer Nationalgarde genehmigt, bestehend aus "Bürger-Corps" in Orten mit mehr als 1.000 Einwohnern und "Schützen-Corps" in den Märkten.


Inner Gebirg formierten sich 1849 neuerlich Schützenkompanien, um der Gefahr einer Front gegen die Italiener begegnen zu können.


Am Ende der revolutionären Bewegung wurde die Natonalgarde 1851 aufgelöst, ausgenommen Bürger-oder Schützen-Corps mit besonderen Bewilligungen. Der Befehl zur Ablieferung der historischen Waffen und Fahnen an das Salzburger Museum löste ziemliche Unruhe aus.


Mit dem kaiserlichen Patent vom 24. Oktober 1852 über den Besitz von Waffen und Waffentragen wurde festgelegt, das "Schützen eines ordentlich organisierten Schießstandes beim Besuche" keine Sondererlaubnis benötigen. Alle übrigen mussten Waffenpässe beantragen.


Seit dem Jahr 1884 wurde zur Förderung des Heimatbewusstseins die Gründung von Schützenkompanien unterstützt.


Am 15. Jänner 1910 genehmigte Kaiser Franz Joseph die Errichtung eines gesamten österreichischen Verbandes der Bürger- und Schützen-Corps.


1919 nach Kriegsende mussten alle Vereine ihre Waffen abliefern, weil sich alle "Kriegervereine" nach dem Friedensvertrag von St. Germain auflösen mussten.


1929 wurde für ganz Österreich der Reichsverband der österreichischen Bürger- und Schützen-Corps wiedergegründet.


Nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurden den Schützen jede "konfessionelle Betätigung" verboten. Nach einer Änderung der Statuten konnten einige der Schützenvereine weiterbestehen.


Aber auch die beiden Weltkriege überlebten die aus der Tradition der Landfahne entstandenen Grundgedanken des Schützenwesens: Kameradschaft, Liebe zur Heimat und Brauchtum sowie aktive Beteiligung an großen Festen.